Narwal Freo im Test: Dieser neue Staubsauger-Roboter überzeugt auf Anhieb
Produkttest

Narwal Freo im Test: Dieser neue Staubsauger-Roboter überzeugt auf Anhieb

Lorenz Keller
16.12.2023

Leise, schnell, gründlich und fast fehlerfrei: Der Narwal Freo ist zwar ein Newcomer auf dem Schweizer Markt, doch überrascht er im Test mit einer tollen Leistung.

Erst 2016 wurde die Marke Narwal gegründet. 2019 kam dann der erste Staubsauger-Roboter unter diesem Brand auf den Markt. Über 700’000 Stück konnte der Hersteller seither verkaufen, vor allem in den USA und auf dem Heimmarkt China. Das zweite Modell schafft es nun auch zu uns.

Eine neue Marke hat es immer schwer. Vor allem in einem so umkämpften Markt wie dem der Staubsaugerroboter. Hersteller wie iRobot, Roborock, Ecovacs oder Dreame haben sich äusserst erfolgreich grosse Marktanteile gesichert. Dazu gesellen sich Generalisten wie Xiaomi, Dyson, Electrolux, Miele, AEG, Rowenta und so weiter, die ebenfalls automatische Staubsauger vertreiben. So kommt es, dass du bei uns im Shop unter 350 Robotern auswählen kannst.

Als besonders günstig sticht der Narwal Freo nicht aus der Masse heraus. In der Schweiz kostet er 790 Franken, in Deutschland 880 Euro. Die günstigsten Staubsaugerroboter mit Absaugstation, die auch feucht aufnehmen können, gibt es bereits für rund 450 Franken. Viele Modelle kosten 600 bis 800 Franken, die Topmodelle sind für 800 bis 1000 Franken zu haben. Der Freo liegt also im oberen Mittelfeld. Das weckt Erwartungen.

Einrichtung: verspielt, aber schnell

Beim Auspacken stellst du schnell fest: Die Basisstation ist eine ziemliche Wucht. 40 Zentimeter breit, 34 Zentimeter tief und 43 Zentimeter hoch. Kein Wunder: Sie dient als Garage für den Roboter. Anders als bei vielen Konkurrenten dockt der Freo nicht nur an, er fährt ganz in die Station hinein.

Der Roboter fährt ganz in die Station. Oben siehst du die Wassertanks.
Der Roboter fährt ganz in die Station. Oben siehst du die Wassertanks.
Quelle: Lorenz Keller

Was auch sofort auffällt: Der Roboter und die Station wirken hochwertig. Klar, alles ist aus Kunststoff. Aber dieser ist sehr gut verarbeitet, die Station sieht mit den sanften Rundungen und den silbernen Leisten richtig gut aus. Erstaunlich ist auch der runde Touchscreen mit sieben Zentimeter Durchmesser oben auf dem Gerät. Er reagiert ultraschnell und wirkt wie ein eingebautes Smartphone.

Für die Installation braucht es wie bei fast allen Robotern eine App. Dort kannst du der Schritt-für-Schritt-Anleitung folgen. Der Roboter wird mit der Basisstation gekoppelt und beides auch mit dem Wifi-Netzwerk. Obwohl eigentlich nur das 2,4-GHz-Band unterstützt wird, ist es kein Problem, alles mit einem modernen Mesh-System zu verbinden, welches zusätzlich zum 2,4-GHz-Band auch das 5-GHz-Band nutzt.

Nach ein paar Minuten ist alles fertig. Die App ist schon sehr verspielt, immer wieder hüpft der Narwal Freo (ein Comic-Walfisch) herum und gibt über Sprechblasen Anweisungen. Aber solange alles so unkompliziert funktioniert, stört das nicht gross.

Die App ist verspielt und manchmal zu kompliziert.
Die App ist verspielt und manchmal zu kompliziert.
Quelle: Lorenz Keller

Wohnungs-Plan erstellen: Scan in nur zwölf Minuten

Als zweiten Schritt solltest du die aufgeräumte Wohnung scannen. Hier komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Für rund 120 Quadratmeter und 4,5-Zimmer benötigt der Roboter nur gut zwölf Minuten! Auf dem Smartphone-Screen kann ich mitverfolgen, wie sich der Plan meiner Wohnung aufbaut.

Das ist möglich, weil Narwal auf einen Lidar-Sensor setzt. Der ist in einer Kuppel auf dem Gerät eingebaut. Dazu kommen für die Navigation im Nahbereich diverse Infrarot- und Ultraschallsensoren.

Zur Erstellung der Karte braucht er das aber gar nicht. Der Narwal Freo fährt so schnell durch die Zimmer, dass einer mitfahrenden Katze wohl schlecht werden würde. Es wirkt so, als schaut er sich einfach um. Er muss gar nicht die Ränder abfahren, der Lidar-Scanner erkennt das bereits aus der Distanz.

Der Lidar-Scanner ragt deutlich oben aus dem Roboter heraus.
Der Lidar-Scanner ragt deutlich oben aus dem Roboter heraus.
Quelle: Lorenz Keller

Nach zwölf Minuten fährt der Roboter zurück in die Garage, und ich habe eine fertige Karte in der App. Zuerst bin ich etwas skeptisch. Die Details stimmen nicht überall – und bei einer Balkontüre hat der Scanner, weil er etwas erhöht ist, über den Rahmen geschaut und einen kleinen Bereich des Balkons ebenfalls als Zimmer interpretiert.

Der Freo schlägt auch gleich eine Zimmereinteilung vor. Da meine Wohnung etwas verwinkelt ist, hat das überhaupt nicht geklappt. Das ist aber mit ein paar Klicks schnell korrigiert. Du kannst die Zimmereinteilung verändern und die Zimmer benennen.

Auch Verbotszonen sind schnell definiert, bei mir dort, wo der Christbaum aktuell steht. Etwas schade ist, dass du nur rechteckige Zonen einrichten kannst, andere Formen sind nicht möglich. Notfalls nutzt du einfach mehrere Rechtecke. So kannst du die Grenzen der Bereiche feiner bestimmen, in denen nicht geputzt werden darf.

Sehr clever: Du kannst für jedes Zimmer den Bodenbelag angeben. Bei Parkett wird beispielsweise mit weniger Druck gewischt, bei Teppich kommen die feuchten Pads gar nicht zum Einsatz.

Beim Scannen kannst du den Aufbau der Karte live mitverfolgen.
Beim Scannen kannst du den Aufbau der Karte live mitverfolgen.
Quelle: Lorenz Keller

Navigation: schnell und präzis – so muss es sein

Der Plan ist also ultraschnell erstellt, aber eben auch nicht ganz genau. Reicht das für die Navigation? Oh ja. Das zweite Mal bin ich richtig erstaunt. Der Freo hat sich im mehrwöchigen Test kein einziges Mal «verfahren» oder den Rückweg zur Basisstation nicht mehr gefunden.

Mehr noch: Der Sauger ist zügig und zielstrebig unterwegs. Er muss sich den Weg nicht suchen, sondern fährt problemlos auf direktem Weg in das Zimmer, das er reinigen soll. Oder auch aus dem hintersten Winkel direkt zur Basisstation zurück, in die er direkt reinfährt. Andere Sauger brauchen da manchmal zwei oder drei Anläufe, bis sie an der Dockingstation genau dort parken, wo sie geladen werden.

Frappant ist der Unterschied zum Modell von Dyson, das ich kürzlich getestet habe. Der Narwal Freo navigiert viel schneller und präziser. Der Lidar-Sensor ist der normalen Kamera im doppelt so teuren Dyson 360 Vis Nav total überlegen. Ich habe oft nur einzelne Zimmer putzen lassen. Die Erfolgsquote beim Freo ist dabei 100 Prozent. Er findet alles, hängt nirgends fest und fährt auch zuverlässig zur Basisstation für einen Zwischenstopp.

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Sauber geputzt: feucht wischen, saugen – oder beides zusammen

Der Roboter beherrscht zwei verschiedene Reinigungsmethoden. Einerseits saugt er Staub und Dreck ein. Dabei helfen eine rotierende Bürste sowie zwei Seitenbürsten, die Haare oder Staubbüschel zur Mitte schieben. Andererseits hat er an der Rückseite zwei dreieckige Mopps, die ineinandergreifen. Sie sind jeweils leicht angefeuchtet und wischen so den Boden. Dank der speziellen Form wird dabei die gesamte Fläche gereinigt.

Willst du einen Bereich reinigen, kannst du selber genau bestimmen, wie das gemacht werden soll. Im Freo-Modus wird gleichzeitig gesaugt und gemoppt. Zusätzlich schwingt der Roboter sein Hinterteil an den Rändern jeweils gegen die Wand oder die Möbel. So werden auch die Ränder geputzt. Die Sensoren erkennen stark verschmutzte Bereiche und reinigen die, wenn nötig, auch gleich ein zweites Mal.

Damit putzt der Freo: zwei Seitenbürsten, eine Walze mit Saugschlitz und dann zwei Mopps.
Damit putzt der Freo: zwei Seitenbürsten, eine Walze mit Saugschlitz und dann zwei Mopps.
Quelle: Lorenz Keller

Dieser Modus ist besonders gründlich, dauert aber auch deutlich länger. Vor allem das präzise Reinigen der Ränder braucht Zeit. Soll es schneller gehen, kannst du den Roboter im Modus «Saugen und Wischen» auch einfach einmal durchfahren lassen – ohne spezielle Kantenreinigung.

Ich habe im Test oft «Wischen nach Saugen» benutzt. Da fährt er zuerst durchs Zimmer und saugt nur. Danach erst wird in einem zweiten Durchgang alles feucht aufgenommen. Wahlweise kannst du auch nur saugen oder nur wischen.

Auch wenn der Freo weniger Saugkraft hat als manche teureren Modelle, ist sie problemlos ausreichend. Mit den Reinigungsresultaten bin ich sehr zufrieden. Der Alltagsschmutz wird gut entfernt. Wer den Roboter regelmässig nutzt, muss nur noch Ritzen und Ecken putzen, wo das Gerät aufgrund seiner Konstruktion nicht hinkommt.

Das sind die Vorteile des Systems

Wenn du die Mopps wischen lässt, dann muss der Freo regelmässig zur Basisstation. Dort werden die Pads gereinigt und wieder feucht gemacht. Das klappt ausgezeichnet – und dauert gar nicht so lange. Das System hat bei mir meist nach 20 bis 30 Quadratmetern eine Reinigung veranlasst. So sind die Mopps immer ausreichend sauber und der Dreck wird nicht einfach verteilt oder verschmiert.

In der Basisstation selber sind zwei Tanks mit jeweils 4,5 Litern Fassungsvermögen zu finden – darum ist das Technikmöbel auch recht wuchtig. In einen Tank füllst du frisches Wasser ein, im anderen wird das dreckige Wasser gesammelt. Das System meldet sich per App selbst, wenn du als Mensch und Zudiener gebraucht wirst.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ein Reinigungsmittel zu nutzen. Eine Flasche liefert Narwal gleich mit. Sie wird auf den Kopf gedreht und auf die Station gesteckt. Das bedeutet aber auch, dass du nur das Mittel des Herstellers nutzen kannst. Als Alternative schaltest du die Funktion aus – oder gibst ganz wenig Mittel ins frische Wasser. Die Flasche selber nachfüllen ist schwierig, da der Deckel sich nicht abschrauben lässt.

Die Pads werden in der Basisstation richtig gut gereinigt. Und nach einer Putzsession sogar mit heisser Luft getrocknet. So sehen sie auch nach einigen Wochen im Dauereinsatz immer noch fast wie neu aus. Du kannst sie auch leicht ablösen und waschen – aber das war im Testzeitraum von drei Wochen gar nicht nötig.

Die Mopps sind auch nach mehreren Wochen Test noch ziemlich sauber.
Die Mopps sind auch nach mehreren Wochen Test noch ziemlich sauber.
Quelle: Lorenz Keller

Was auch gut gefällt: Der Freo ist ausgesprochen leise. Stehst du direkt daneben, habe ich rund 58 bis 62 Dezibel gemessen. Es stört also auch nicht, wenn der Roboter im selbenRaum putzt, in dem du dich gerade befindest.

Auch die Akkulaufzeit ist ausgezeichnet. Ich konnte die gesamte Wohnung saugen, ohne dass der Roboter die Batterie zwischendurch laden musste. Auch die Kombination mit Saugen und Wischen funktioniert ohne Verzögerung, weil er hier ja beim Reinigen der Pads automatisch nachgeladen wird.

Der Narwal Freo hat aber auch ein paar Schwächen

Der grosse Nachteil des Systems: Die Basisstation kann den Staub nicht absaugen. Diesen musst du manuell aus dem Schmutzbehälter entfernen. Das ist etwas mühsam, weil du den Roboter von Hand aus der Garage ziehen musst. Dann den Deckel öffnen und den Behälter in den Kübel leeren – danach den Freo wieder in die Station schieben. Ein Knopf auf der Station, der den Roboter wenigstens automatisch rein- und rausfahren lässt, wäre da praktisch gewesen.

Den Schmutzbehälter musst du von Hand leeren – und dazu den Roboter aus der Station ziehen.
Den Schmutzbehälter musst du von Hand leeren – und dazu den Roboter aus der Station ziehen.
Quelle: Lorenz Keller

Nicht zu unterschätzen ist auch, dass der Roboter wegen des Sensors ziemlich in die Höhe ragt. Es sind etwas über 10,5 Zentimeter. Deine Möbel wie Sofas oder Betten sollten also mindestens 11 Zentimeter Freiraum darunter haben, damit der Freo darunter reinigen kann.

Übrigens kannst du viele Funktionen auch direkt über den Touchscreen auf der Basisstation steuern. Oder du nutzt die App, die einerseits enorm viele Einstellmöglichkeiten bietet, andererseits etwas zu verschachtelt ist. So habe ich für die häufig genutzte Auswahl, einen Raum auf eine bestimmte Art zu reinigen, immer zwei oder drei Klicks mehr gebraucht als eigentlich nötig.

Über den Touchscreen lassen sich viele Funktionen auch ohne App steuern.
Über den Touchscreen lassen sich viele Funktionen auch ohne App steuern.
Quelle: Lorenz Keller

Fazit: unbekannt, aber richtig gut

Die Marke Narwal sagt momentan kaum jemanden etwas. Das könnte sich schnell ändern. Der Freo als zweites Modell ist bereits richtig ausgereift. Beeindruckend ist vor allem, wie zuverlässig der Roboter navigiert und putzt. Du kannst ihn einfach starten und seine Arbeit machen lassen.

Der Preis ist insgesamt sehr fair, weil du viele Features und eine gute Qualität dafür bekommst. Der grösste Nachteil ist sicher, dass du den Schmutz von Hand in den Kübel leeren musst. Hier gibt es einige Konkurrenten, welche den Staubbehälter automatisch absaugen. Diese Roboter sind dann deutlich länger autonom. Beim Freo musst du sicher einmal die Woche Hand anlegen.

Insgesamt hat der Newcomer keine Kinderkrankheiten und ist durchaus eine valable Alternative zu den etablierten Brands. Ideal vor allem, wenn du nicht einfach immer die gesamte Wohnung putzt, sondern immer wieder gezielt Bereiche anfahren willst.

Titelfoto: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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